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Eilsendungen in der Vorphilatelie

Eilsendung Sitzende Helvetia 1862-1882

1 Jan 1868 wurde per Bundesbeschluss die Versandart Express eingefĂŒhrt.

  • Tarif 1.1.1868 - 31.8.1871
  • Tarif 1.9.1871 - 31.8.1876
  • Tarif 1.9.1876 - 31.10.1884

Eilsendung Stehende Helvetia 1882-1924

Eilsendung UPU 1900

Artikel zum Thema

Der Entfernungs- und Nachtzuschlag bei Expresssendungen in der Schweiz

Bestandteil jeder postgeschichtlichen Sammlung, die Portostufen und Versendungsarten thematisiert, ist die Dokumentation von Expressbelegen. Kaum beachtet wird dabei jedoch, dass neben der ĂŒblichen Expressbestellung Sonderformen existierten. Solche Sonderformen waren

  • die Expressbestellung ĂŒber weitere Entfernungen (sog. Entfernungs- oder Distanzzuschlag)
  • die Bestellung per Expressen zur Nachtzeit und dies mit jeweils separaten GebĂŒhrensĂ€tzen.

Nachfolgend wird der Themenkomplex umfassend aufgearbeitet. Wörtlich wiedergegebene Zitate sind kursiv gedruckt. Behandelt wird in diesem Zusammenhang nur die Briefpost; fĂŒr die Paketpost galten Ă€hnliche Bestimmungen.


nungen betrĂ€gt die ExpreßgebĂŒhr fĂŒr jede halbe Stunde oder Bruchtheil 50 Rp. Bei Entfernungen von mehr als zwei Stunden geschieht die unverzĂŒgliche Bestellung durch Stafetten, fĂŒr welche die GebĂŒhr von je 1 Franken von der halben Stunde oder Bruchtheil zu bezahlen ist.

Wird die Bestellung zu Nachtzeit erfordert, so ist jeweilen das Doppelte der gewöhnlichen Taxe zu bezahlen. Die Brieftaxe muß mittelst Frankomarken vorausbezahlt werden. Dagegen ist freigestellt, die ExpreßgebĂŒhr im voraus zu zahlen oder deren Zahlung dem Adressaten zu ĂŒberlassen, letzteren Fall wird der Betrag der ExpreßgebĂŒhr vom PostbĂŒreau auf dem begleitenden Empfangschein ausgesetzt und vom TrĂ€ger bei dem Adressaten bezogen.... Diese Bestimmungen sind teilweise ungenau, was die korrekte Behandlung betraf, und bedurften einer weiteren Konkretisierung, insbesondere fĂŒr die Fragestellung, welche Zeiten im Detail als Nachtzeiten zu behandeln waren. Aus diesem Grund, aber auch, um die Expressbestellung fĂŒr ein breiteres Publikum attraktiver zu gestalten, Ă€nderte die Postverwaltung die Bedingungen neun Monate spĂ€ter,

ab dem 1. September 1868 wie folgt:

  • Die Expressbestellung wird auf alle Arten von Postsendungen ausgedehnt, d.h. auch auf Drucksachen, Pakete und Geldanweisungen
  • Aufhebung des Rekommandationszwangs
  • ZulĂ€ssigkeit des Expressversands in die deutschen Staate-und nach Österreich/Ungarn.
  • Die Expressbestellung findet in der Poststelle des Bestimmungsortes nach Ankunft zu jeder Stunde statt, WĂ€hrend der Nacht findet die Expreßbestellung ebenfalls unverzĂŒglich statt, wenn die Ankunft in die Dienststunden fĂ€llt.
  • Vom Augenblick der Ankunft an muss der Gegenstand, wenn die Wohnung des Adressaten nicht mehr als eine Viertelstunde entfernt ist, spĂ€testens innerhalb von 30 Minuten zugestellt sein (bisher 40 Minuten).
  • Die Frankierung der ExpressgebĂŒhren hat stets auf der RĂŒckseite des Bestellscheins (Formular 242) zu erfolgen.
  • Bleibt die Bezahlung der ExpressgebĂŒhr (und evtl. anderer Taxen) dem EmpfĂ€nger ĂŒberlassen, sind die zu erhebenden Taxen auf dem Bestellschein zu vermerken.
  • Die doppelte ExpressgebĂŒhr wird berechnet: «... wenn die Bestellung zur Nachtzeit stattzufinden hat. Als Nachtzeit wird betrachtet
    • vom 1. Mai bis 1. September: die Zeit von 8 Uhr abends bis 5 Uhr morgens
    • vom 1. September bis Ende April einschließlich: die Zeit von 6 Uhr abends bis 6 Uhr morgens.


Die oben genannten Bestimmungen geben keinen Hinweis, wie ein möglicher Entfernungs- und/oder Nachtzuschlag — soweit nicht bereits vom Absender vorausbezahlt — beim EmpfĂ€nger einzuheben war. Der Expressbestellschein Formular 242 weist hierfĂŒr zwar entsprechende Leerfelder auf, die vom EmpfĂ€nger-postbĂŒro auszufĂŒllen waren; dennoch stellt sich die Frage, ob diese ZusatzgebĂŒhren auf dem Bestellschein mit weiteren Mar-ken quittiert oder bar bezahlt werden mussten. Die Vermutung liegt nahe, dass Letzteres der Fall war, zumindest bis ca. 1900, denn es war ja keineswegs sicher, ob der Postbote den EmpfĂ€n-ger antraf, d.h. der Brief ĂŒberhaupt zugestellt werden konnte, und fĂŒr einen solch «ungewissen» Fall kam eine Quittierung mit Marken daher nicht in Betracht. Der Postbote hĂ€tte ansonsten, soweit er die Dauer der Expressbestellung nicht wusste, immer einen entsprechenden Vorrat an Marken bei sich haben mĂŒssen. Diese Annahme belegt auch der Expressbestellschein in Abbil-dung 2. Eine genau entgegengesetzte Anweisung der OPD ZĂŒrich aus dem Jahr 1903 sah die Deckung der ZusatzgebĂŒhren mittels Frankomarken auf dein Bestellschein vor: Nach dem neuen internen Briefposttarif von 1876, gĂŒltig ab 1. September, wurden die Taxen nicht mehr nach Zeit, sondern nach Entfernung berechnet:

  • bis zu einer Entfernung von 1 km 30 Rp.
  • fĂŒr grössere Entfernungen bis 10 km fĂŒr je 2 km 50 Rp.
  • fĂŒr Entfernungen ĂŒber 10 km (Stafettenbeförderung) fĂŒr je 2 km 1,00 Fr.

Weitere Änderungen brachte der Tarif vom 1. Februar 1895;

  • Je 2 km betrug die ExpressgebĂŒhr fĂŒr BriefpostgegenstĂ€nde nun 30 Rp.
  • Als Nachtzeiten wurden definiert:
    • 1. April — 30. September 8.00 Uhr abends bis 7.00 Uhr morgens (bisher 5.00 Uhr)
    • 1. Oktober — 31. MĂ€rz / 8.00 Uhr abends — 8,00 Uhr morgens (bisher 6.00 Uhr)

Expresssendungen mussten wĂ€hrend des Tages, sofern die Wohnung des Adressaten nicht weiter als 2 km entfernt war, sofort nach ihrer Ankunft ausgeliefert werden, wĂ€hrend der Nacht sowie bei Entfernungen ĂŒber 2 km mit schnellstmöglicher Beförderung.

  • Die MindestexpressgebĂŒhr von 30 Rp. (bis 2 km) war stets vorauszubezahlen.
  • Der Distanzzuschlag fĂŒr weitere Entfernungen konnte entweder vom Absender oder vom EmpfĂ€nger bezahlt werden.
  • Die Deckung der ExpressgebĂŒhr auf der RĂŒckseite des Bestellscheins mit Marken war weiterhin das ĂŒbliche Verfahren. Sofern der Absender die GebĂŒhr jedoch auf dem Briefpostgegenstand selbst mit Marken deckte, musste der Postbeamte auf der RĂŒckseite des Expressbestellscheins den handschriftlichen Zusatz anbringen: «auf dem bestellten Gegenstand mit Marken gedeckte ExpreßgebĂŒhr Cts.».

Suchbegriffe

Postsendung (Eilbrief, Eilkarte, Eilpaket, Express), die mit der schnellsten Postverbindung befördert wird.


Quellen

  • Winterstein, Feser, MĂŒller; Über die Frankaturen der Sitzenden Helvetia gezĂ€hnt
  • Valko, Georges; Über die Frankaturen 1882 - 1907