Melchior Berry (1801-1854)

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Ausbildung in Karlsruhe

Melchior Berri (1851)

Berris Ausbildung begann 1818 in Karlsruhe wo ihn zunĂ€chst der badische Landesbaumeister Wilhelm Frommel als Mentor unter seine Fittiche nahm, wĂ€hrend er seinen ersten Unterricht bei Johann Jakob Christoph Arnold erhielt, einem Verwandten des grossen Karlsruher Architekten Friedrich Weinbrenner. An dessen Akademie erlernte Berri dann ab Oktober 1819 sein Handwerk, wo ihn Weinbrenner zuweilen vor seinem jugendlichen Hang zur Übertreibung warnte. Berris Ausbildung war fĂŒr einen angehenden Basler Architekten jener Tage sehr vielschichtig in Theorie und Praxis.

Noch wĂ€hrend der Ausbildung in Karlsruhe baute Melchior Berri von 1821 bis 1824 das Stadtcasino in Basel. Man hatte ihm dieses Werk mit gerade einmal zwanzig Lebensjahren anvertraut. Nach seiner Zeit in Karlsruhe sammelte Melchior Berri weitere Erfahrungen in Paris, wo er sich an der Königlichen Akademie der schönen KĂŒnste weiterbildete und im Atelier von Jean-Nicolas Huyot arbeitete. Auch besuchte er die Ecole Polytechnique bevor er 1825 nach Basel zurĂŒckkam. An der Akademie in lernte er Felix Wilhelm Kubly kennen, der spĂ€ter in seiner St.Galler Heimat Karriere als Baumeister machen sollte und unter anderem das Kantonale Zeughaus erbaute.

ZurĂŒck in Basel baute er 1825/26 die WohnhĂ€user am St.Alban-Graben 5 und 7. Es folgte eine Reise nach Italien, die damals offenbar zu den Hausaufgaben junger Architekten gehörte. Gemeinsam mit Joseph BerckmĂŒller aus Karlsruhe studierte Berri 1826 die römische Architektur des antiken Pompeji und PalĂ€ste der Renaissance in Rom. Mit Erfahrungen und Erkenntnissen wohlgerĂŒstet kehrte er nach Basel zurĂŒck, wo er im Jahr 1828 sowohl ein BaugeschĂ€ft als auch eine Bau- und Zeichenschule eröffnete. Zu seinem frĂŒhen Werken danach gehörte das 1829/31 erbaute Blömleintheater.

Im selben Jahr baute sich Berri an der Malzgasse 16 ein zweistöckiges Wohnhaus welches 1842 durch einen rĂŒckwĂ€rtigen Anbau erweitert wurde. Seine TĂ€tigkeit in Basel fĂŒhrte ihn bald als Mitglied in den Grossen Rat und er nahm Einsitz im stĂ€dtischen Baukollegium. Ferner wurde Berri Oberst der Genietruppe der kantonalen Miliz. Von ihm stammt der Entwurf der Abdankungskapelle des 1833 eröffneten Gottesackers St.Theodor im Rosental. Das Bauwerk wurde von Steinmetz Jakob Christoph Pack ausgefĂŒhrt.


Ehrungen aus England

In Riehen entstand 1834/35 nach Melchior Berris PlĂ€nen das alte Gemeindehaus an der Baselstrasse 43, von dem aber heute nach mehreren Umbauten lediglich die Hauptfassade etwas von der Vision des Architekten erkennen lĂ€sst. 1836 wurde er zum Ehrenmitglied der Architectural Society of London ernannt. Im folgenden Jahr schuf Berri den heute noch am MĂŒnsterberg stehenden Dreizack-Brunnen, der einst nach dem nahen mittelalterlichen Spital "Spittelsprung-Brunnen" genannt wurde. Der Trog aus Jurakalkstein musste beim Transport nach Basel zersĂ€gt werden, da er nicht durchs Waldenburger Tor gepasst habe.

Anerkennung erlangte Melchior Berri auch in der Heimat, wo man ihn 1840 zum PrĂ€sidenten des Vereins Schweizer Architekten wĂ€hlte. In jene Zeit fĂ€llt auch der Bau des Hauses "zum Schwarzen Adler" an der St.Alban-Vorstadt 25, welches spĂ€ter im Volke als "ZahnlĂŒcke" bekannt war. FĂŒr BĂŒrgermeister Felix Sarasin-Burckhardt gestaltete Berri bis 1844 in ĂŒber drei Jahren das Haus St.Alban-Vorstadt 49 "zum Schöneck" neu. Als Besonderheit sei das Prachtzimmer im neugotischen Stil im ersten Stock erwĂ€hnt, wo quasi eine kleine Ruhmeshalle fĂŒr Personen der Basler Geschichte eingerichtet wurde.


Das Eisenbahntor in der Stadtmauer

In den unruhigen Zeiten der FreischarenzĂŒge wirkte Melchior Berri an der letzten Erweiterung der historischen Stadtbefestigung mit. Damit die neue Eisenbahnlinie aus dem Elsass nach Basel in die Stadt hinein fĂŒhren konnte, musste die Stadtmauer an einer Stelle dafĂŒr umgebaut werden. Im Bereich der heutigen Spitalstrasse/Pestalozzistrasse wurde durch ein neues MauerstĂŒck freies BaugelĂ€nde fĂŒr den Bahnhof, der erste auf Schweizerboden, schĂŒtzend umschlossen.

Berri errichtete dazu auf der Höhe der heutigen Liegenschaften Pestalozzistrasse Nr.18/20 das sogenannte Eisenbahntor. Das Bauwerk war durch Genieoberst Salomon Hegner aus Winterthur projektiert worden, wĂ€hrend die Planung Berris Sache war. Er schuf ein rotes Sandsteinportal mit abgestuftem Zinnengiebel und Schiesscharten. Eine Treppe fĂŒhrte am Portal ĂŒber den Schienenstrang als Verbindung zwischen den anstossenden Mauerpartien. Das Tor verschwand mit der Stadtmauer bis 1880.

Melchior Berris Hauptwerk in Basel

Als opus magnum hinerliess Melchior Berri der Stadt Basel das Museum an der Augstinergasse Nummer 2. Es wurde als GebĂ€ude fĂŒr Museum und UniversitĂ€t von 1844 bis 1849 anstelle des alten Klosters der Augustiner errichtet. Das Bauwerk sollte die FĂŒrsorge der Stadt fĂŒr die BedĂŒrfnisse der Wissenschaft und der KĂŒnste spiegeln. Zugleich musste Berri hier einen Bau fĂŒr gemischte Nutzung schaffen, ohne dafĂŒr auf ein derartiges Beispiel als Inspiration zurĂŒckgreifen zu können. Eine Herausforderung der er eine praktische Lösung entgegenstellte.

Der Haupttrakt an der Augustinergasse gibt spĂŒrbar den Geist der Bauakademie von Karl Friedrich Schinkel in Berlin wieder. An der Fassade zeigt ein siebenteiliges Relief Allegorien auf Wissenschaft und Kunst. Rechts neben einer Pyramide stehend ist Melchior Berri selbst als personifizierte Architektur abgebildet. Der Bau des Museums war die Krönung von Berris Schaffen. Zur Eröffnung im November 1849 wurde im Stadtcasino, das einst selber vom jungen Architekten erbaut wurde, ein Bankett abgehalten. Dabei ĂŒberreichte man ihm das Diplom eines Ehrendoktors der Philosophisch-Historischen FakultĂ€t.


GemĂŒtsverfinsterung

Wohl brachte das Bauwerk Melchior Berri Ansehen bis ĂŒber die Landesgrenzen hinaus, aber weitere AuftrĂ€ge in dieser Grösse erhielt er keine mehr. Eine hoffnungsvolle Bewerbung als Stadtbaumeister von Bern ging unglĂŒcklicherweise verloren. Im Winter 1853/54 entstanden unter seiner Hand die Kunstbauten der badischen Eisenbahnlinie zwischen Leopoldshöhe und Basel. Berri war mittlerweile ein von Schwermut gequĂ€lter Mann. Am 12.Mai 1854 hatte er alle Kraft verloren und nahm sich das Leben.

ArchitekturbĂŒro und BaugeschĂ€ft wurden nach Berris Ableben von dessen Witwe Margarethe Salome Burckhardt weitergefĂŒhrt. Dabei stand ihr Berris Mitarbeiter Carl Heinrich Lendorff aus Karlsruhe als Architekt und Baumeister zur Seite. Das Stadtcasino des jungen Berri wurde 1938 abgerissen und gemĂ€ss den Worten Theobald Baerwarts vom kurz zuvor abgebrochenen alten Zeughaus zĂ€rtlich in den Altstadthimmel aufgenommen. Die Tage neuen Stadtcasinos an der selben Stelle scheinen nunmehr auch gezĂ€hlt. Allerdings wird ihm der Altstadthimmel verschlossen bleiben.


Bis heute im Stadtbild prÀsent

Melchior Berri ist heute noch mit einem eher kleinen Bauwerk in mehrfacher AusfĂŒhrung in Basel gegenwĂ€rtig - dem Berri-Briefkasten fĂŒr den öffentlichen Briefverkehr. Der Anno 1845 von ihm entworfene Briefkasten mit dem bekannten Baslerdybli ist immer noch zu sehen, etwa am Spalentor oder am von ihm gebauten Wohnhaus St.Alban-Vorstadt 49.


Texte Stammen von:

  • altbasel.ch

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